Teilhard de Chardin – Weggefährte im 21. Jahrhundert


Großes Interesse an Initiative der Hütteldorfer Männerrunde

Zwei Dutzend Personen aus mehreren Bezirken und Pfarren Wiens war es ein Anliegen, den Vortrag „Teilhard de Cardin – Weggefährte im 21. Jahrhundert“ des evangelischen und katholischen Theologen Ignaz Reisenbichler am 21. September 2020 im Pfarrsaal Hütteldorf zu hören, zu dem die Katholischen Männerbewegung Hütteldorf eingeladen hatte.

Teilhard de Chardin – Weggefährte im 21. Jahrhundert

Reisenbichlers Blick richtete sich dabei sowohl auf das Leben und Lebenswerk des am 1. Mai 1881 auf Schloss Sarcenat bei Clermont-Ferrand geborenen Pierre Teilhard de Chardin, der als französischer Jesuit, unermüdlicher Forscher und mystisch Berufener ein glaubenstreuer Kirchen- und Ordensmannes war, als auch auf seine Schau in die Vergangenheit wie die Christosphäre als Blick in die Zukunft. Seine Forschungsreisen führten ihn von den Kanalinseln über Kairo nach Nordindien, Java, Birma bis nach China und Südafrika. Dem mit 18 Jesuit, mit 30 Priester Gewordenen wird mit 45 seine Lehrtätigkeit am Institut Catholique in Paris entzogen. Er wird mit Publikationsverbot belegt, überlebt den ersten Weltkrieg, einen Herzinfarkt und stirbt am Ostersonntag, den 10. April 1955.

Reisenbichler fasste seine Ausführungen über den Weggefährten im 21. Jahrhundert zusammen:

„Die französische Bischofskonferenz ehrt Teilhard de Chardin (1881-1955) vier Jahre nach seinem Tod als den größten französischen Theologen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Als unermüdlicher Forscher, die Bibel Studierender und aus der Frohbotschaft des Evangeliums Lebender bleibt Teilhard trotz Publikations- und Lehrverbot stets der glaubenstreue Kirchen- und Ordensmann. Er wird uns zum Wegweiser der Einheit in der Vielfalt christlicher Kirchen, theologischer Meinungsvielfalt und verschiedener kirchlicher Strukturen. Er ist vom tiefen persönlichen Glauben seiner Mutter geprägt. Aus diesem Glauben erwachsen seine mystisch geprägten Offenbarungen und sein prophetisches Reden.

Drei Leitlinien kennzeichnen die Botschaft von Teilhard:

  • Die Liebe ist die universale Triebkraft der evolutiven Entwicklung im gesamten Kosmos. Sie „ist die einzige Kraft, die Dinge vereinen kann, ohne sie zu zerstören.“ Das gilt auch für alle Konflikte von heute, nicht zuletzt im innerkirchlichen Umgang miteinander und in der Bewältigung der Corona-Pandemie.
  • Der zweite und theologisch wichtigste Akzent der paulinisch ausgerichteten Theologie des Teilhard ist der im Kolosserbrief angesprochene ‚Kosmische Christus‘. Er lenkt unsern Blick auf die unermessliche Größe des Universums, das sich auf Christus als sein Haupt zentriert und vollendet. Teilhard nennt daher das Universum sein „Gotteshaus“.
  • Die für uns wichtigste Leitlinie ist die im Epheserbrief kurz erwähnte Kraft der Auferstehung und unsere Vollendung durch sie. Mit unserm physischen Tod erfolgt die Transformation in jenen Daseinszustand, den Teilhard die Christosphäre nennt. Er charakterisiert sie mit dem Erreichen des Punktes Omega als persönlichem und kosmischen realen Ziel und mit einem uns jetzt noch unbekannten und unzugänglichen Leben im ‚Göttlichen Milieu des Christischen und der unbegrenzten Liebe‘.

Ich wünsche uns allen, am Optimismus des Teilhard teilzuhaben. Nehmen wir das Evangelium als Frohbotschaft ernst, gibt es dazu ohnehin keine Alternative“, schloss Ignaz Reisenbichler.

Lange noch wurde vom Hütteldorfer Pfarrmoderator Zdzislaw Wawrzonek, der Leiterin der Frauenrunde Beatrix Kickinger, dem ehemaligen KMBÖ- und KMB-Diözesan-Vorsitzenden Hubert Andiel, Künstlern, Wirtschaftstreibenden, Pensionisten und allen anderen über die Sichtweise des Weggefährten diskutiert, an den Büchertischen gestöbert und über ein Nachfolgetreffen beraten.

Franz Vock