GESEGNETE OSTERN


Gesegnete Ostern wünscht allen Mitgliedern, Freunden, SEI SO FREI Spendern und Projektpartnern, die Diözesanleitung der KMB Wien.

Jesus ist wirklich gestorben. Er ist in die tiefste menschliche Not hinein gegangen und „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Er hat unserem Tod die Bitterkeit genommen. Wir wissen, unsere Gemeinschaft mit Christus überdauert den Tod. Christus ist unser Leben und unsere Auferstehung. Das muss in unserem gegenwärtigen Leben sichtbar werden: in der Freude, die aus der Hoffnung und aus der Liebe geboren wird. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden. Und niemand kennt den Sohn, nur der Vater. – Und niemand kennt den Vater, nur der Sohn, – und der, dem es der Sohn offenbaren will.
Deshalb liebt mich der Vater, – weil ich mein Leben hingebe, – um es wieder zu empfangen. – (Mt 11, 27; Joh 10, 17)

Heilige Woche – Osternacht – Ostersonntag – Ostermontag

Die Auferstehung Christi: Fresko Franz Plattner (Wikimedia Commons - Flying Pharmacist)
Die Auferstehung Christi: Fresko Franz Plattner (Wikimedia Commons – Flying Pharmacist)

Osternacht

„Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?“ (Mk 16,3) Die Auferstehung Jesu hat das verschlossene Tor des Grabes geöffnet; das Leben konnte nicht eingesperrt bleiben. Die Auferstehung Jesu wälzt die Steine von allen Gräbern weg. Der Glaube daran, gehört in die ganze Welt hinaus verkündet – wie der Engel den Frauen am leeren Grab Jesu aufgetragen hat. (vgl. Mk 16,7)

Den Frauen kommt in den Ostererzählungen eine besondere Bedeutung zu. Die Skepsis der Jünger ihren Aussagen gegenüber wird bei keinem anderen Evangelisten so betont wie hier. Petrus hält es aber dennoch der Mühe wert, ihren Behauptungen nachzugehen. Was er vorerst nur ahnt, wird ihm bald zur Gewissheit: Jesus lebt!  

Er lebt, er ist auferstanden. Das ist die Botschaft, die wir diese Nacht hören. Wir hören in diesen Worten noch das Staunen und den Jubel der Jünger, die dafür Zeugen waren. Wir feiern in dieser Nacht den Übergang Jesu aus dem Tod ins Leben. Diese Nacht ist auch für uns der Umschwung, die Wende vom Tod zum Leben; denn wenn wir zu Christus gehören, wird sich an uns auch das vollziehen, was Gott an Jesus Christus getan hat. Daher ist die Osternacht einer der ursprünglichen Tauftermine der alten Kirche; denn in der Taufe werden wir in das Geheimnis des Todes und der Auferstehung Jesu Christi hineingenommen. Diese Nacht beginnt in der Dunkelheit, in der nur das eine Licht der Osterkerze leuchtet, die für Jesus Christus steht, der das Licht des Lebens ist. Aber dieses eine Licht entzündet unsere Lichter, entzündet viele Lichter, sodass schließlich die Kirche hell erleuchtet ist. Diese Nacht führt zum Ostermorgen mit seinem Licht, der ein Vorausbild der neuen Schöpfung ist. Mit dem Exsultet dürfen wir daher sagen: 0 wahrhaft selige Nacht!

Als die Frauen zum Grab aufbrechen, ist es noch dunkel. Dunkelheit, Grab und schwerer Stein, das sind ihre Gedanken, das ist das, was sie sehen. Die Liebe dieser Frauen zu Jesus, dass sie ihm noch über seinen Tod hinaus etwas Gutes tun wollen, ist der einzige helle und freundliche Punkt in diesem düsteren Bild. Als Hörer und Leser des Evangeliums wissen wir mehr als die Frauen. Wir hören die Zeitangabe: als eben die Sonne aufging und wissen, dass die Dunkelheit nun endet, und wir wissen, wie die Geschichte ausgeht. Wir wissen um die Auferstehung. Trotzdem kennen auch wir in unserem Leben Dunkelheit und stehen oft genug vor dem schweren Stein, bei dem wir uns vergeblich den Kopf zerbrechen, wie wir ihn wegwälzen können. Selbst als er schon weggewälzt war, heißt es von ihm im Evangelium: Er war sehr groß. Aus eigener Kraft könnten wir ihn nicht bewegen.

Aber da setzt Ostern ein. Nicht nur, dass das Grab leer ist, auch der Stein ist weggerollt. Wir können zu Ostern hinzutreten, auch für uns ist der Weg aus dem Grab, aus einem dem Tod verfallenen, einem von dem großen Stein bedrückten Leben, frei. Das entscheidet sich am Grab, da, wo das absolute Ende ist, die Sackgasse, aus der niemand wieder herauskommt. Nur wenn Gott diesen Grabstein wegwälzen, uns von ihm befreien kann, können auch die anderen Steine in unserem Leben, unter denen wir stöhnen und leiden, die uns einengen und belasten, endgültig weggewälzt werden. Wir werden sie oft genug auch weiterhin spüren und nicht aus eigener Kraft wegwälzen können, aber wir können darauf vertrauen, dass der, der den großen Stein vor Jesu Grab wegwälzen konnte, auch die Steine in unserem Leben, die uns bedrücken und uns den Weg zu Gott verbauen, wegwälzen kann.

Über diesem Evangelium steht die Zeitangabe: als eben die Sonne aufging. Die Sonne steht noch nicht hoch am Himmel, es ist noch nicht alles hell erleuchtet, noch liegt über manchem der Schatten. Die Frauen haben zwar die Auferstehungsbotschaft gehört, sind aber dem Auferstandenen noch nicht begegnet. Aber es ist schon alles geschehen: Das Grab ist leer, Jesus Christus ist auferstanden, der Stein ist weggewälzt. Dieses Evangelium ist ein Anfang. Die Sonne wird steigen, um alles hell zu erleuchten, was noch im Schatten liegt, aber wir selbst müssen uns noch auf den Weg machen. Das Evangelium endet mit dieser Aufforderung. Jesus geht uns voraus, wir können ihm nachfolgen. Wir können es, da Gott die Steine, die uns daran hindern, wegwälzen will und kann.

Mit der Auferstehung des Welterlösers macht der Unendliche vor die große Klammer des Daseins einen kleinen senkrechten Strich, der aus dem Minus das Plus formt, trotz der vielen Unbekannten, Fragwürdigkeiten, Unsicherheiten und Belastungen. Die Auferstehung Jesu wertet das Dasein um – und so wird sie auch im ganzen Neuen Testament verstanden. Die große Gleichung heißt also:  Plus, Klammer auf, und dann folgt die lange Liste mit Schicksal und Schuld, Dunkel und Licht, Angst und Hoffnung, Leben und Tod, Klammer geschlossen, ist gleich:  Ewiges Heil.

Auferstehung Jesu Christi (Dimitris Vetsikas – Pixabay)
Auferstehung Jesu Christi (Dimitris Vetsikas – Pixabay)

Ostersonntag

Zwischen der Auferstehung Christi und der Offenbarung seiner Macht und Herrlichkeit läuft unsere Zeit, unser Weg. Wir gehen im Licht des Glaubens, oder manchmal auch: in der Dunkelheit des Glaubens. Unser Glaube stützt sich auf das Zeugnis derer, die den Auferstandenen gesehen haben. Die Welt um uns aber und die Generation nach uns leben von dem Glauben, den wir bekennen und durch unser Leben bezeugen.

Auch an Ostern haben die schlechten Nachrichten keine Pause. Für uns Christen gibt es aber wenigstens eine gute Nachricht: Der Herr ist wahrhaft auferstanden. Die Osterbotschaft ist für uns die gute Nachricht, das Evangelium. Eine gute Nachricht ist sie, weil es sich dabei nicht um ferne Vergangenheit handelt. Gott schenkt den Menschen und auch uns heute in Jesu Auferstehung das neue Leben.

Wir Christen bekennen, all den Nachrichten von Leid, Grausamkeit und Tod zum Trotz die gute Botschaft, dass Jesus auferstanden ist und wahrhaft lebt — und dass wir mit ihm leben. Wir können das bekennen; denn Jesus Christus selbst kommt jetzt auch zu uns, er spricht uns an und stärkt unseren Glauben. Nicht nur die ersten Jünger, denen der Auferstandene erschienen ist, sondern auch wir können daher seine Zeugen sein.

Ganz früh am Morgen des Sonntags, des ersten Tages der Woche, kommen Frauen, „um nach dem Grab zu sehen“.  Der Ostermorgen beginnt wie für viele Trauernde mit einem Besuch beim Grab. Erst vorgestern war Jesus gestorben. Sein Tod muss eine Qual gewesen sein. Wie können Menschen so grausam sein, andere Menschen auf diese unvorstellbar schreckliche Weise zu töten? Ohnmächtig mussten die Frauen, die Jesus treu begleitet hatten,  zusehen, wie er am Kreuz angenagelt allmählich starb.  Es muss ja wie eine Erlösung gewesen sein, als endlich der Tod seinem Leiden ein Ende machte. Sie hatten ihn dann gleich beigesetzt  in einem nahen Grab. Ganz früh am Morgen des Sonntags, des ersten Tages der Woche, kommen Frauen, „um nach dem Grab zu sehen“. Es ist bis heute so:  Die Trauer drängt einen, ans Grab eines geliebten Menschen zu gehen. Was suchen wir, wenn wir Gräber besuchen? Es lindert den Schmerz, sich dem Verstorbenen nahe zu wissen. Es tröstet, wenigstens etwas zu haben, an dem man sich festhalten kann.

Dazu hilft das Grab. Was sich dann ereignet, hat das Leben dieser Frauen ganz verändert. Statt still am Grab zu weinen, werden sie Zeugen eines umwerfenden Ereignisses. Die Wächter in Schreckstarre wie tot, der Grabstein weggewälzt und eine leuchtende Gestalt, die ihnen ein leeres Grab zeigt: „Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden.“ Und als sie mit Furcht und Schrecken vom Grab weglaufen, da begegnen sie Jesus selber. Und jetzt ist es für sie Gewissheit: Er lebt! Das leere Grab in Jerusalem ist das Zeichen dafür. Einmal ist es umgekehrt: Der Tod steht nicht am Ende des Lebens. Jetzt ist der Tod der Anfang eines Lebens, das nie mehr stirbt. Seit Ostern ist das Grab nicht mehr die Endstation.

Der Stein ist nicht nur vom Grab Jesu entfernt. Es ist uns allen zugesagt, dass auch wir leben werden nach dem Tod. Am heutigen Tag wurde diese gute Botschaft zum ersten Mal erlebt und weitergesagt.  

Christus in Emmaus, Rembrandt van Rijn, 1648 (Wikimedia Commons)
Christus in Emmaus, Rembrandt van Rijn, 1648 (Wikimedia Commons)

Ostermontag

Nach dem Osterereignis wissen wir, wer Christus ist: der ganz Heilige und Treue, der Sohn. Jetzt wissen wir auch erst, wer Gott ist: der Lebendige, der Leben Schaffende. Er schafft in uns ein neues Herz, in dem sein Wort leuchten kann. Und er ist bei uns auf unserem Weg.

Ein helles und ein dunkles Bild wird uns im Matthäus Evangelium gezeigt: Die Frauen beten Jesus an und sprechen damit ihr Bekenntnis zum auferstandenen Herrn. Die Hohepriester und die Ältesten offenbaren noch über den Tod Jesu hinaus ihren Hass gegen ihn und ihre geheime Furcht vor ihm. Und so ist es geblieben „bis heute“: Glaube und Anbetung oder Hass und Lüge, das sind die möglichen Weisen, dem Auferstandenen gegenüber Stellung zu beziehen. Daneben stehen die Vielen, die nicht wissen, ob sie die Botschaft von der Auferstehung glauben können; sie darf man zu den Glaubenden zählen, weil sie glauben wollen.

Mit dem Tod Jesu war für die Jünger eine Welt voller Hoffnungen zusammengebrochen. Der Auferstandene selbst belehrt sie, dass alles so geschehen „musste“: so war es in den heiligen Schriften vorausgesagt. Den Jüngern brannte das Herz, als Jesus ihnen „den Sinn der Schriften erschloss“; aber erst beim Brotbrechen gingen ihnen die Augen auf. Als Zeugen des Auferstandenen kehrten sie nach Jerusalem zurück. Deutlich zeigt in den Osterevangelien das, worauf es ankommt: Auf die Begegnung mit dem Auferstandenen, persönlich, lebendig und unmittelbar.  Es braucht Begegnung mit Christus. Ich brauche lebendige Begegnung mit dem Auferstandenen. Er selbst schenkt sie, in dem er mir entgegengeht.

Die Annahme dieser Botschaft und die Umsetzung ins eigene Leben ist ein Weg, der nach Ostern und von diesem Ostermontag an beginnt und liturgisch 50 Tage lang dauert bis zum Pfingstfest, tatsächlich aber ein lebenslanger Weg ist – damit die Botschaft des Lebens prägend und wirksam wird.

Die Texte sind Kommentare von SCHOTT zu den Liturgischen Texten
und Ausschnitte aus einer Sammlung von Diakon Ing. Peter ERNST.
Cover: Die Auferstehung Christi – Sixtinische Kapelle Vatikan, Wikimedia Commons