Mit Gott sprechen im Wandel der Zeiten


Peter Salzer über Regeln für den Gebetseinstieg und das persönliche, intime Gespräch mit Gott

Salzer Peter - Mit Gott sprechen im Wandel der Zeit„Wir reden zu wenig über Gott, wir fragen zu wenig nach ihm, wir lesen zu wenig in der Bibel und in einschlägigen Büchern. Wir sollten mehr über unsere persönlichen Erfahrungen und Schwierigkeiten reden, geistliche Gespräche führen. Vielleicht fällt es uns dann auch wieder leichter, zu ihm zu sprechen“, sagte Peter Salzer, der ehemalige Vikariatsobmann von Wien Stadt, beim Treffen der Männerrunde Hütteldorf zum Thema „Mit Gott sprechen im Wandel der Zeiten“ am 7. Mai 2018.

Regeln für den Gebetseinstieg

Salzer lud dabei ein, aus 19 Gebetbüchern, die er im Laufe seines Lebens gekauft oder geschenkt erhalten hatte, ein bis zwei zu wählen und beim Durchsehen auf auftretende Fragen wie was spricht mich an u.a. zu achten. Über 30 Minuten befassten sich die Männer in aller Stille mit den gewählten Texten, um sie anschließend den anderen vorzustellen. Salzer, der im Gebet weiterkommen möchte, wies darauf hin, für Jesus gehöre das Beten zum Intimbereich menschlichen Verhaltens (vgl. Mt. 6,5-6) und sagte aus seiner Erfahrung: „Wer nicht das persönliche, intime Gespräch mit Gott sucht, der hat kein besonders inniges Verhältnis zu ihm, der nimmt ihn nicht wahr“. Er nannte folgende

Regeln für den Einstieg ins Gebet:

  • Ruhe und Stille. Suche dir einen Ort an dem du ungestört bist. z.B. in einer Kirche oder in der Natur oder ein ruhiges Zimmer. Wenn dir einmal etwas begegnet, was Ruhe ausstrahlt, bleib dort.
  • Loslassen. Lasse alle Sorgen, Anstrengungen und Eile los. Je mehr du dich selber loslässt, bist du auf dem Zugang zu dir selber.
  • Gelöst sitzen. Ruhig, aufrecht, losgelassen sitzen, nichts wollen, nichts erwarten.
  • Richtig atmen. Mit dem Zwerchfell atmen. Den Atem kommen und gehen lassen.
  • Sich in Gottes Gegenwart versetzen. Gott ist da.

Salzer Peter - Mit Gott sprechen im Wandel der Zeit

Diese Grundübungen sollte man täglich machen.

Salzer veranschaulichte das mit einer Geschichte: Ein junger Mann fragte einen älteren, von dem er dachte, er könne wohl etwas über Gott sagen: “Wo ist Gott?“ Der Gefragte antwortete: “Setze dich einmal ruhig hier hin“ – und er wies auf einen Sitz – „dann will ich es dir sagen. Und er begann:

„Gott ist hinter mir; denn von ihm komme ich, und er ist mir Rückhalt und Kraft, die mich stützt.

Gott ist vor mir; denn von ihm kommt unablässig der Strom der Gaben und Aufgaben auf mich zu, besonders in den Menschen, die mir begegnen.

Gott ist unter mir; denn er trägt mich im Dasein.

Gott ist über mir; er sieht mich und lässt mich den rechten Weg finden.

Gott ist rings um mich;  denn ich komme mit meinen Fehlern zu ihm. Dann umarmt er mich wie der Vater den verlorenen Sohn und hält mich fest umfangen.

Gott ist in mir. Er gibt mir Freude und Frieden in mein Inneres, Liebe und Geduld, Vertrauen und eine große Erwartung.

Willst du solches erfahren, so gehe in die Stille, wo dich niemand stört, denke an Gott, der hinter dir ist und vor dir, unter dir und über dir, rings um dich und in dir, und sprich dabei immer: „Mein Gott, da bin ich“; Dann wirst du bald erfahren, was ich erfahre, und wirst nicht nur wissen, wo Gott ist, sondern wie er da ist und was er für uns ist.“

Salzer Peter - Mit Gott sprechen im Wandel der Zeit

Zusammenfassend sagte Salzer: „Beten ist nach Auffassung Jesu nicht der Versuch, auf Gott einzuwirken, ihn für die Wunschvorstellung des Beters gefügig zu machen, sondern ein herrlicher freier Akt  der Liebe. Im Beten wird Gottesliebe bezeugt. Das ist mehr als alles, was sonst vom Beten ausgesagt werden könnte, mehr als alle Gebetstraditionen und Gebetsbelehrungen der Christenheit! Im Beten wird aktualisiert, was innerste Gottes Erfahrung ausdrückt: die liebende Dankbarkeit, dass der Vater meine Nöte kennt und ich ihm in Liebe zugetan bin, weil er mich mit Fürsorge umgibt“.

Salzer schloss: „So wollen wir zum Abschluss ihm, der allezeit mit uns ist sagen wie sehr wir ihn brauchen und ersehnen. Wir tun dies mit dem Anfangswort des Vaterunsers: „Abba“, lieber Vater“.

Schweigend, staunend und mit großer Dankbarkeit verweilten die Männer noch einige Zeit und ließen auf diese Weise den Abend still ausklingen

Franz Vock

Salzer Peter – Mit Gott sprechen im Wandel der Zeit (Manuskript PDF)